Der Vorstand des Kolpingwerkes München und Freising hat am 28. Januar Stellung genommen zum Missbrauchsgutachten und Reformen gefordert. Wir als Kolpingsfamilie Isen können uns den klaren Worten des Diözesanvorsitzenden nur anschließen und geben aus diesem Grund seine Erklärung hier im Wortlaut wieder:
Die Aussagen des am vergangenen Donnerstag veröffentlichten Missbrauchsgutachtens zu den Vorgängen in unserer Erzdiözese sind zurecht als Schreckensbilanz bezeichnet worden. Sie offenbaren unglaubliche Defizite im Umgang mit Opfern und Tätern. Mangelnde Bereitschaft zu Verantwortungsübernahme bei den leitenden Handelnden, Unverständnis für die Opfer sowie ein klerikaler Mantel des Schweigens dominieren diese unsäglichen Vorfälle. Dass, um die Institution zu schützen und den äußeren Schein zu wahren, vertuscht, gelogen und verdrängt wurde und die Betroffenen vollkommen ignoriert wurden, ist unbarmherzig, unmenschlich und vor allem unchristlich. Besonders berührt uns und macht uns sprachlos, dass es selbst im Rückblick den meisten Amtsträgern offenbar nicht möglich ist, ein Fehlverhalten einzugestehen und sich ohne Wenn und Aber zu entschuldigen. Deutlicher kann ein dringender Reformbedarf nicht mehr dokumentiert werden.
Für das Kolpingwerk Diözesanverband München und Freising Karlheinz Brunner, Diözesanvorsitzender
Monarchische Amts- und Leitungsstrukturen, Sexualmoral, Zölibat, die Stellung der Frauen in der Kirche u.a. müssen im Kontext unserer Zeit drastisch reformiert werden. Der mit dem beauftragten Gutachten gezeigte Wille muss von allen in der Verantwortung stehenden Frauen und Männern auf allen Ebenen weiterverfolgt werden. Es darf kein einmaliger Akt bleiben!
Wir sind der Überzeugung, dass trotz der nicht zu beschönigenden Verfehlungen dennoch eine Kirche mit vielen guten Ansätzen und sehr engagierten Gläubigen und Priestern existent ist. Es schmerzt und macht uns als engagierte Christen wütend, dass unser Wirken durch diese beschämenden Vorgänge in Misskredit gebracht wird.
Es bedarf eines großen Halts im Glauben, unter diesen Umständen noch treu zu bleiben. Dazu braucht es engagierte Gläubige, die, ohne der Kirche den Rücken zu kehren, Reformen nachdrücklich einfordern und umsetzen helfen. Gelingt das nicht, ist eine gute Zukunft unserer Kirche äußerst fragwürdig. Gespannt warten wir auf die angekündigte offizielle Stellungnahme des Erzbistums am kommenden Donnerstag.
Unser Diözesanverband hat sich schon frühzeitig nach Bekanntwerden der Problematik mit der Erstellung eines Schutzkonzeptes auseinandergesetzt. Es ist seit einigen Jahren nun etabliert. In der Verbandslandschaft wird es als mustergültig angesehen. Seminare und Führungszeugnisse ergänzen unsere Präventionsbemühungen. Verfehlungen werden ohne Ausnahme den zuständigen Stellen gemeldet.
Trotz dieser unerfreulichen Situation bitten wir Euch getreu der Lebensauffassung Adolph Kolpings, den Mut nicht zu verlieren und weiter für eine menschliche Kirche zu wirken. Herzlichen Dank für Euer Engagement!