Beim Kolpinggedenktag Anfang Dezember gab es einen besonderen Glanzpunkt: Diözesanpräses Christoph Huber konnte unserem Ehrenmitglied Johann Kollroß eine Urkunde für 70 Jahre Mitgliedschaft überreichen. Das haben wir zum Anlass genommen, ein kleines Porträt des Jubilars und seiner Aktivitäten in unserer Kolpingsfamilie zu schreiben.
Die Kriegswirren haben die Familie von Hans Kollroß aus dem Böhmischen nach Isen verschlagen. Die Familie war in einfachsten Verhältnissen bei einem Bauern einquartiert, die Mutter half auf dem Bauernhof mit. Als gelernter Automechaniker fand Johann Kollroß schnell Arbeit bei der Firma Meindl, die neben den Ziegelwerken in Isen und Dorfen auch ein Parkettwerk in Dorfen betrieb. Als Kraftfahrer für die Werke war Hans Kollroß im ganzen süddeutschen Raum unterwegs und des Öfteren fungierte er auch als Privatchauffeur für die Meindls.
Dem Vorschlag seines Meisters folgend, beantragte Johann Kollroß die Aufnahme in den Katholischen Gesellenverein und wurde am Josefitag 1948 in die Gemeinschaft aufgenommen, die nach der Neugründung durch Kooperator Brandl 1946 regen Zuspruch fand. 1949 fanden Neuwahlen statt und Hans Kollroß war bereit, als Beisitzer aktiv an der Gestaltung des Vereinslebens mitzuwirken.
Schon im Jahr 1950 wurde mit viel Elan zum 90-jährigen Gründungsfest eine Handwerkerausstellung im Silbernagelsaal auf die Beine gestellt. Stiftungsfest und Ausstellung mussten zunächst verschoben werden, weil eine Paratyphusepidemie den ursprünglichen Termin Ende Juni nicht zuließ. Sie fanden dann im September desselben Jahres statt. Senior Hans Solchenberger gab Ende 1950 sein Amt wegen der Übernahme des elterlichen Betriebes ab und Hans Kollroß trat die Nachfolge an.
Zahlreiche Veranstaltungen wurden organisiert. Zu jener Zeit gab es bei den Vereinsabenden immer eine kurze besinnliche Andacht, bevor man zum gemütlichen Teil überging. Da wurde dann zum Beispiel Karten gespielt. Besonders gern erinnert sich Hans Kollroß auch an die Theateraufführungen. Geprobt wurde beim Reiter Schmied, Hans Kollroß spielte einmal selbst die Hauptrolle, überließ das danach aber lieber anderen.
Außerdem belebte die Kolpingsfamilie zu dieser Zeit das Faschingsgeschehen und hielt so manches Faschingskranzl ab. Dabei wurden zum Beispiel Herzerl mit Bildern der Kolpinggesellen an die Mädchen verteilt, die auf diese Weise einen Tanzpartner für den Abend bekamen. Um die Weihnachtszeit herum gab es immer eine Nikolausfeier. Da es noch keinen Fernseher gab, kam man viel mehr im Gasthaus zusammen und hatte dort Spaß und Unterhaltung. „Einmal hatten wir viel Gaudi, als wir Schuhplatteln gelernt haben“, erinnert sich der Jubilar schmunzelnd.
Im Juli 1957 schied Hans Kollroß wegen seiner Heirat aus der Vorstandschaft aus – das war damals so üblich. Martin Burgmair sen. übernahm sein Amt.
Neben der Kolpingsfamilie schloss sich Johann Kollroß auch dem Arbeiter-Kranken-Unterstützungsverein und dem Imkerverein an. Die Bienen sind seine große Leidenschaft. Einige seiner Bienenvölker (am Waldrand am Ranischberg) hat er inzwischen an einen Nachfolger übergeben. „Es war einfach zu viel, jetzt im hohen Alter.“ Aber hinter seinem Haus in der Josefsbergstraße geht er weiter seinem Steckenpferd nach.
Der Kolpingsfamilie blieb Hans Kollroß auch weiterhin verbunden. 1966 stellte er sich für das Amt des Altseniors zur Verfügung. Zusammen mit Senior Josef Wolfsbauer lud er 1970 zur Feier des 110. Gründungsfestes in den Klementsaal ein. Das Festprogramm mit Kirchenzug, Gottesdienst und Festabend war ein bleibendes Erlebnis. Gemeinsam mit Werner Roth und Josef Wolfsbauer rief Hans Kollroß die Altmaterialsammlung ins Leben. Ganz am Anfang noch mit dem Diözesanverband und später dann auf eigene Rechnung wurden Papier- und Kleiderspenden am Bahnhof Isen verladen. Hans Kollroß erzählt, dass einmal eine Frau aus Isen kam und um Kleider für ihre Familie bat. Diözesanpräses Grabmayer stimmte einer Weitergabe sofort zu. 1971 wurde Hans Kollroß zum Beisitzer als Vertreter der Gruppe Altkolping gewählt, 1988 gehört er dann schon zu den für langjährige Mitgliedschaft Geehrten.
Da eine junge Generation von Aktiven die Kolpingsfamilie belebte, konnte sich Johann Kollroß mit gutem Gewissen aus dem „Tagesgeschäft“ zurückziehen. Den Ruf „Treu Kolping – Kolping treu“ behält er dennoch im Ohr, nimmt an den Veranstaltungen teil. Insbesondere die Jahreshauptversammlung und der Kolpinggedenktag sind ihm auch weiterhin ein Anliegen. Die aktive Zeit bei Kolping war schön, und ohne Wehmut betont Hans Kollroß, er würde das alles noch mal so machen, wenn er noch einmal jung wäre.
Wir freuen uns sehr, einen so treuen Begleiter der Sache Adolph Kolpings in unserer Mitte zu haben, und wünschen uns noch viele Ehrungen für Johann Kollroß, der das Leben in der Kolpingsfamilie so viele Jahre mitgestaltet hat.
(Text/Bild: Herbert Scholz)